Die Begleithundprüfung

Mittlerweile sind ja schon ein paar Tage ins Land gezogen, als wir aufgeregt ins Auto gestiegen und zur Begleithundprüfung gefahren sind. Dennoch möchte ich euch gerne von der aufregenden, aber auch zwischenzeitlich frustrierenden Zeit erzählen und was ich für mich aus dieser Erfahrung gezogen habe. Zudem möchte ich euch kurz erklären, was die Begleithundprüfung überhaupt ist und wofür man diese benötigt.

Was ist die Begleithundprüfung?

Die offizielle Beschreibung der Begleithundprüfung ist, dass der Hund auf seine Alltagstauglichkeit geprüft wird. Dabei liegen die Schwerpunkte auf Verkehrssicherheit, Sozialverträglichkeit, Unbefangenheit und Gehorsam.

Die Prüfung ist in drei Teile unterteilt.

Wofür benötigt man die Begleithundprüfung?

Die bestandene Begleithundprüfung ist teilweise Voraussetzung für einige Hundesportarten und weitere Prüfungen. Es kann aber auch sein, dass diese von der Stadt, beispielsweise nach einem Vorfall, verordnet wird. Dies kann ganz unterschiedliche Gründe haben.

Welche Voraussetzungen gibt es zur Teilnahme?

Vor Prüfungsbeginn muss der Hundehalter, wie oben beschrieben, bei einem Sachkundetest nachweisen, dass er über das notwendige Grundwissen der Hundehaltung verfügt. Der Hund muss mindestens 15 Monate alt sein. Zur eindeutigen Feststellung der Identität des Hundes ist die Chipkontrolle (oder Tätowierung) vor Prüfungsbeginn zu prüfen, sowie der Impfausweis.

Sachkundetest

Der Sachkundetest ist ein Multiple Choice Test mit – ehrlich gesagt – wirklich einfachen Fragen. Es gibt 3 Bögen die man auch vorher schon lernen kann. Unter diesem Link könnt ihr euch die Fragebögen mal anschauen. Die Fragebögen sind vom Hundesportverband Rhein Main, bei dem ich auch die Prüfung geschrieben habe.

Ich habe mir die Fragebögen zwei Mal angeschaut und das hat vollkommen gereicht 🙂

Begleithundprüfung_dogsoulmate

Teil A – Unterordnung

Wenn der Sachkundetest bestanden wurde, darf das Hunde-Mensch-Team am Teil A teilnehmen. Auf dem Hundeplatz, wo die Prüfung abgenommen wird, sind zwei Hunde-Mensch-Teams.

Das erste Hund-Mensch-Team startet mit der sogenannten “Ablage” (Beschreibung siehe unten) am Rande des Hundeplatzes. D. h. der Hund liegt im Platz und der Hundeführer läuft 30 Schritte in eine andere Richtung und stellt sich mit dem Rücken zum Hund hin. Dann fängt das zweite Team an mit der Unterordnung.

Die Unterordnung – das Laufschema

Es gibt ein vorgegebenes Laufschema. Dies soll dazu dienen, dass jeder Hund vergleichbar ist. Das Laufschema ist demnach immer gleich und sieht so aus:

Begleithundprüfung_dogsoulmate_hundeblog

Nachdem das Schema einmal mit Leine gelaufen wurde, wird alles nochmals ohne Leine durchgeführt.

Statt der erneuten “Gruppe” mit Personen (blaue Punkte) ohne Leine zu laufen, kommen die nächsten Übungen “Sitz” und “Platz”.

Begleithundprüfung_Laufschema_dogsoulmate_hundeblog

Im Grunde genommen benötigt man folgende “Befehle” für die Prüfung:

  • Fuß
    Der Hund läuft neben dem Bein in einer nicht zu weiten Entfernung. In diesem Video seht ihr ein Beispiel aus unserem Training:

    Beim Fuß laufen kann eine Kehrtwende oder ein Links Winkel oder Rechts Winkel gefordert werden. Im Video seht ihr eine Kehrtwende.
  • Grundstellung
    Der Hund setzt sich automatisch beim stehen bleiben neben das Bein. Auch im Video am Schluss zu sehen.hundeblog_dogsoulmate_Begleithundprüfung
  • Sitz
    Der Befehl wird nur gesagt, wenn der Hund sitzen bleiben soll und der Hundeführer aber weiterläuft.
  • Platz
    Der Hund legt sich hin und der Hundeführer läuft ohne Hund weiter.
  • Ablage
    Der Hund bleibt im Platz liegen und der Hundeführer entfernt sich mit 30 Schritten.
  • Abrufen
    Der Hund liegt 30 Schritte entfernt vom Hundeführer und wird mit einem Ruf ins Vor-Sitz gerufen.
  • Vor-Sitz
    Bei dieser Übung sitzt der Hund gerade vor dem Hundeführer und schaut ihn an. WICHTIG! Der Hund muss sich ohne Handzeichen vor den Hundeführer setzen. Eine Hilfestellung mit der Hand gibt Punktabzug.

Dieser Teil A Abschnitt hat mich im Training viele Nerven gekostet. Diese strikt vorgegebenen Vorgaben waren für mich sehr einschränkend und teilweise übertrieben. Aber nach einiger Zeit gewöhnt man sich etwas daran… Was hierbei aber noch wichtig ist. Das Laufschema darf vorher nicht all zu oft geübt werden. Es werden immer nur Teilbausteine geübt und individuell aneinander gereiht. Der Prüfer erkennt es sofort, wenn der Hund das Laufschema einfach nur noch abruft. Zudem könnte der Hund Übungen oder Laufschritte schon vorher zeigen, bevor der Befehl kam.

Wenn dann alle beiden Hunde-Mensch-Teams in der Ablage waren, läuft man gemeinsam zum Prüfer und sagt “Unterordnung beendet”.

Der Prüfer berichtet dann, welche Übungen gut bzw. nicht so gut ausgeführt wurden und ob man bestanden hat.

Dann geht es in den Teil B nach einer kurze Pause.

Teil B – Verkehrsteil

Im Verkehrsteil Teil B geht man in den Außenbereich. Teilweise gibt es auch Prüfer die auf einen Weihnachtsmarkt fahren oder auf einen Flohmarkt. Das finde ich ganz schön fies, weil die Anspannung ja schon länger beim Hund hochgehalten wird. Und ich würde mit meinem Hund nie auf einen vollen Weihnachtsmarkt gehen… Aber gut.

Dieser Teil kann ganz individuell nach Prüfer gestaltet werden. Hierzu gibt es keine pauschalen Vorgaben.

Zu diesem Prüfungsteil könnt ihr folgendes üben:

  • Menschenansammlungen
  • Leinenführigkeit
  • Fahrradfahrer und Jogger
  • Andere Hundebegegnungen
  • Anbinden und weggehen aus dem Sichtfeld
  • Händeschütteln von anderen Menschen ohne, dass der Hund hochspringt
  • und Alltagssituationen wie Autos, Kinderwagen, andere Spaziergänger etc.

Danach sollte die Prüfung geschafft sein!

Warum haben wir teilgenommen?

Ich habe ursprünglich bei dem BH-Training angefangen, da ich dachte, ich benötige die Prüfung für die Rally Obedience Turniere. Dies ist aber nicht so. Das habe ich aber auch erst zum Ende des Trainings erfahren 🙂 Im Grunde genommen habe ich mich schon sehr über die Einschränkungen und strengen Vorgaben geärgert. Aber jetzt im Nachhinein habe ich viel aus diesen Trainingseinheiten mitgenommen.

  • gezielte Übung mit Kontakt mit anderen Hunden
  • Menschenbegegnungen
  • Trainieren, auch wenn andere Hunde anwesend sind
  • Reize
  • Und vor allem habe ich wieder viel über meine eigene Körpersprache und Körperhaltung gelernt

Fazit

Begleithundprüfung_dogsoulmate_V1Auch wenn ich die Prüfungsverordnung sehr veraltet finde und vieles nicht ganz gut, würde ich jedem Hundehalter empfehlen, diese Prüfung zu machen. Ich habe in diesem halben Jahr Vorbereitung viel gelernt. Man trainiert mit Hundetrainern die sich wirklich gut auskennen und Alltagsfragen gut beantworten können. Der Hundekontakt kann gezielt und unter Aufsicht geübt werden. Und selbst wenn man die Prüfung nicht besteht, die Lernphase kann keiner einem wieder wegnehmen. Achtet nur darauf, dass ihr euch in dem Verein wohl fühlt und ohne Druck arbeiten könnt. Hier gibt es große Unterschiede unter den Vereinen. In so einem Fall würde ich auch einen längeren Fahrtweg in Kauf nehmen. Das wichtigste ist, dass ihr in eurem Tempo und mit eurem Leistungsniveau arbeiten könnt.

Also probiert es doch einfach mal aus und sucht euch einen Hundesportverein!

 

Liebe Grüße

Tine & Bliss

 

8 Kommentare zu „Die Begleithundprüfung

  1. Herzlichen Glückwunsch zur bestandenen Begleithundeprüfung. Das habt ihr wirklich toll gemacht und könnt stolz auf euch sein. Ich kenne die Gefühle und kann es irgendwie immer noch nicht glauben, dass unsere bestandene Prüfung schon 1 1/2 Jahr her sein soll. Die Trainingszeit war so intensiv und jetzt ist es fast schon seltsam, wie ruhig es in unserem Hundealltag geworden ist. Agility betreiben wir ja aus verschiedenen Gründen nicht mehr und das bisschen Rally-O was wir machen, ist auch nicht die Wucht. Aber ich bin trotzdem sehr froh dass wir die Prüfung gelaufen sind und ich konnte, trotz veralteter Prüfungsinhalte, noch so einiges für uns mitnehmen. LG Carina

  2. Ich weis nicht genau wie ich das schaffen soll? Das wird sehr schwer… Vor allem bei anderen Hunden oder manchmal auch Menschen zieht Bolt noch? Bei dem Laufschema versteh ich nur Bahnhof?? Bolt ist zwar erst 11 Monate aber ich habe das Gefühl das, das Unmöglich für uns sein Wird? Lg
    Kim&Bolt

    1. Oh nein! Den Eindruck wollte ich nicht vermitteln! Im Training übt man ausreichend die Schrittfolge. Ganz sicher! Ich stand auch vorher vor einer Riesen Wand, aber es ist wirklich zu schaffen. Solange dein Hund nicht beißt oder aggressiv ist, ist alles im Rahmen 🙂 es wird geschaut, dass das Team zusammen funktioniert. 🙂 Übung macht den Meister! Liebe Grüße Tine und Bliss

  3. Toller ausführlicher Bericht. Werde den mal fleißig teilen, denn ich werde oft gefragt, ob ich das Gangschema erklären kann um Ängste zu nehmen und du hast es so schön dargestellt, das selbst die jüngsten Hundebesitzer es verstehen.

    Glückwunsch auch von uns.

    PS: Das links Fuß sein muss und der Hund triebig freudig läuft und etliche andere Sachen sind soooo veraltet. Doch der elitäre und engstirnige Ausschuss wird es nicht modernisieren. Ich erinnere gern an A.Fichtlmeier der bei Wild und Hund schrieb über Hundeerziehung. Er kreidete die Prüfungsordnungen und veralteten Ausbildungen des DJV an und schwupps, ist er “im gegenseitigen Einvernehmen” aus dem Printmedium verschwunden. Nur weil er objektiv und modern anregen wollte… Hundepension Salistowiz hat n tollen YouToube Bericht über die BHP gemacht.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert